Cunt - Reußdorf
Ulrike und Jonas Schäfer führen ein Kinderhaus, mehrere Gästehäuser und ein Restaurant in Cunt, einem Dorf zwischen Targu Mures und Sigishwara. Ich kenne Jonas (wie wir im Auto rekonstruieren) seit 1990, als jungen Toning. erst, später als sehr erfolgreichen Musikmanager. Vor sieben Jahren fiel der Entschluss, hier zu leben und aus dem Kinderhaus, das sein Vater hier führte, eine Art Dorfprojekt zu machen.
Wir sind mitten in Transsylvanien, mitten in Siebenbürgen. Alles, was sich hier abspielt, passiert mehrsprachig. Hier lebten seit 850 Jahren die Siebenbürger Sachsen, hier geblieben zunächst als Gesinde eines Kreuzzugs, der irgendwann in sich zusammenfiel, aus der Pfalz gekommen, dem Saarland, Verwandte nachgeholt, unter österreichisch-ungarischer Herrschaft freie Bauern, die sich ihre Sprache bis heute bewahrt haben. Man hört die Farbe, die seltsame Wortstellung manchmal, aber versteht gut. Im Prinzip die Sprache bewahrt, muss man leider sagen, denn ab 1990 haben die Siebenbürger Sachsen ihr angestammtes Land als deutsche Staatsbürger fast alle verlassen und sind zurück ins 'Vaterland' - Heimat kann man es ja nicht nennen.
"Sie geben es nicht zu, aber nach der zweiten Flasche Wein heulen sie alle, wenn sie auf Besuch hier sind, sie sind alle unglücklich", sagt Jonas. Ihre Dörfer haben Zigeuner übernommen, manche eher sorgsam, andere so, dass eine Sippe ein Haus verwohnt, dann das nächste nimmt. In einem Dorf, wo die Zigeuner nicht hinsollten, erschoss der Bürgermeister einen Eindringling zur sichtbaren Warnung. Dann gibt es hier noch die Ungarn, mit ungarischen Dörfern, die Rumänen natürlich - und früher z.B. auch Armenier, zwei Dörfer weiter steht die grôßte armenische Kirche außerhalb des Stammlands.
Dass es heiß herging in der Gegend, wird gleich am Nachmittag klar, als ein schwedisches Ehepaar mit ihrem Wirt, einem aus Franken wiedergekehrten Sachsen zu Besuch vorbeischaut. Sein Vater ist aus dem Clan-Trott herausgetreten und hat seinerzeit eine Rumänin geheiratet. Beide Familien grenzten die Kinder aus; wenn er seinem deutschen Großvater begegnete, bekam der Mann, der uns gegenübersitzt, üblicherweise eine Ohrfeige.
Ein bisschen fassungslos sitzen die Schweden und ich dabei und versuchen, uns in diese Mischung aus tiefer Gefühlskälte und Habgierigkeit hineinzudenken. Denn der gleiche Schlag, der solche Engstirnigkeit entwickelte, verließ sein Land für den bundesdeutschen Pass und "Fanta und Cola", wie der zurückgekehrte (Halb)Sachse sagt. Der sich übrigens zwar Cesuscescu nicht zurückwünscht, aber die Ordnung, die damals jedem zugemessen wurde, lobt - dass alles seinen Platz hatte.
"Kein europäisches Land bot so weitgehenden Schutz für Minderheiten wie Rumänien unter Ceausescu", sagt später Steffi, die für die Friedrich-Ebert- Stiftung in Bukarest arbeitet. Wir sitzen beim Wein auf der Veranda des Restaurants, reden über alte und neue Zeiten, das rotte Parteiensystwm hier und dort, sehen dem wieder einsetzenden Regen zu und genießen die große Gastfreundschaft.
Ich werde hier noch bleiben.
Wir sind mitten in Transsylvanien, mitten in Siebenbürgen. Alles, was sich hier abspielt, passiert mehrsprachig. Hier lebten seit 850 Jahren die Siebenbürger Sachsen, hier geblieben zunächst als Gesinde eines Kreuzzugs, der irgendwann in sich zusammenfiel, aus der Pfalz gekommen, dem Saarland, Verwandte nachgeholt, unter österreichisch-ungarischer Herrschaft freie Bauern, die sich ihre Sprache bis heute bewahrt haben. Man hört die Farbe, die seltsame Wortstellung manchmal, aber versteht gut. Im Prinzip die Sprache bewahrt, muss man leider sagen, denn ab 1990 haben die Siebenbürger Sachsen ihr angestammtes Land als deutsche Staatsbürger fast alle verlassen und sind zurück ins 'Vaterland' - Heimat kann man es ja nicht nennen.
"Sie geben es nicht zu, aber nach der zweiten Flasche Wein heulen sie alle, wenn sie auf Besuch hier sind, sie sind alle unglücklich", sagt Jonas. Ihre Dörfer haben Zigeuner übernommen, manche eher sorgsam, andere so, dass eine Sippe ein Haus verwohnt, dann das nächste nimmt. In einem Dorf, wo die Zigeuner nicht hinsollten, erschoss der Bürgermeister einen Eindringling zur sichtbaren Warnung. Dann gibt es hier noch die Ungarn, mit ungarischen Dörfern, die Rumänen natürlich - und früher z.B. auch Armenier, zwei Dörfer weiter steht die grôßte armenische Kirche außerhalb des Stammlands.
Dass es heiß herging in der Gegend, wird gleich am Nachmittag klar, als ein schwedisches Ehepaar mit ihrem Wirt, einem aus Franken wiedergekehrten Sachsen zu Besuch vorbeischaut. Sein Vater ist aus dem Clan-Trott herausgetreten und hat seinerzeit eine Rumänin geheiratet. Beide Familien grenzten die Kinder aus; wenn er seinem deutschen Großvater begegnete, bekam der Mann, der uns gegenübersitzt, üblicherweise eine Ohrfeige.
Ein bisschen fassungslos sitzen die Schweden und ich dabei und versuchen, uns in diese Mischung aus tiefer Gefühlskälte und Habgierigkeit hineinzudenken. Denn der gleiche Schlag, der solche Engstirnigkeit entwickelte, verließ sein Land für den bundesdeutschen Pass und "Fanta und Cola", wie der zurückgekehrte (Halb)Sachse sagt. Der sich übrigens zwar Cesuscescu nicht zurückwünscht, aber die Ordnung, die damals jedem zugemessen wurde, lobt - dass alles seinen Platz hatte.
"Kein europäisches Land bot so weitgehenden Schutz für Minderheiten wie Rumänien unter Ceausescu", sagt später Steffi, die für die Friedrich-Ebert- Stiftung in Bukarest arbeitet. Wir sitzen beim Wein auf der Veranda des Restaurants, reden über alte und neue Zeiten, das rotte Parteiensystwm hier und dort, sehen dem wieder einsetzenden Regen zu und genießen die große Gastfreundschaft.
Ich werde hier noch bleiben.
quer - 23. Jun, 20:52