Chisinau 3
Letzter Abend, Treiben aus der Philharmonie (die ich nicht mehr besucht habe), der nette Kellner, der wie Falko grinst, kennt mich wieder, "water and wine", sagt er, ich lache, nur mit 'gas' klappt es nie sofort, ich sage "water with gas", er "with no gas?", ich "with!!", und dann steht's fifty-fifty, ich hab mich an das unsprudelnde Wasser aber schon gewöhnt ("can't make the bells unrung", zutreffender Ausdruck).
Auch für hier trifft er zu. Durch weiteren Ausflugstipp entdeckte ich den Bulvar Moskswa, hoch übern Berg führt er, eine 70er-Jahre Hochhäuser-Allee, flotte, schicke, auch einfache Lokale am Boden, oben amorphe Balkone um flatternde Wäsche. Es weht immer ein frischer Wind, so hoch liegt es, im Winter könnte es ungemütlich sein. Hatte den Eindruck, sie krempeln dieses Viertel gerade um. Als Stück Lebensqualität für den städtischen Arbeiter entworfen, scheinen jetzt Juweliere, Computerspezialisten nachzuziehen, es scheint Eigentumswohnungen zu kaufen zu geben, weiter unten in Richtung eines flachen Sees wächst ein bizarres Luxushotel in den Himmel. Noch ist der See verdreckt und kaum besucht, Ausmerksamkeit täte ihm gut. Umweltsorgsam ist hier noch kaum wer - als wäre die Ressource da.
Zwischen See und Bulvar ein großflächiges Memorial für die in Afghanistan Gefallenen aus der Stadt. Wie absurd diese Kette der Toten, die jetzt woanders fortgesetzt wird, für was? Was gibt man eigentlich für Begründungen? Wird man sich nicht irgendwann auf ein dumpfes ' Dulce et decorum est' beschränken? Manche Dinge bleiben so finster wie platt. Hinterher darf sich ein Staatskünstler über den Auftrag für das Gedenken freuen. Ich höre dabei leider immer noch die Stimme der Ethnologin Almut Mey, zehn Jahre älter als ich und weitgereist damals, die 1969 sagte: "Von allen Ländern auf dem Weg nach Tibet ist Afghanistan das weiseste, dabei auch westlichste. Da kannst du dich einfach dazusetzen und lernen..."
Und das heißt: Manche Dinge werden eben auch unwiderruflich zerstört.
Eine Funkennacht, irgendwo Feuerwerk, das Café hat heut länger auf, mit dem O-Bus hin, mit Marschrutki zurück war ich gerade nochmal auf dem Berg für 25 Cent, mir macht keiner was vor, nur die Kreditkarte bröselt, zwei Wochen muss sie noch halten. Vorzeitige Rückfahrt behalte ich mir immer noch vor, man soll gehn, wenn's am schönsten ist, auf dies kleine Land hier trifft's auf jeden Fall zu, der Nachtwind bringt schon den Regen.
Die Türkei umwirbt die Moldavier massiv für den Urlaub, und Kanada wirbt um ihre Arbeitskraft: "Emmigrate" ist die Botschaft. Der Außenminister wirbt unterdessen bei der EU um Visafreiheit für seine Landsleute, viel Erfolg!
Auch für hier trifft er zu. Durch weiteren Ausflugstipp entdeckte ich den Bulvar Moskswa, hoch übern Berg führt er, eine 70er-Jahre Hochhäuser-Allee, flotte, schicke, auch einfache Lokale am Boden, oben amorphe Balkone um flatternde Wäsche. Es weht immer ein frischer Wind, so hoch liegt es, im Winter könnte es ungemütlich sein. Hatte den Eindruck, sie krempeln dieses Viertel gerade um. Als Stück Lebensqualität für den städtischen Arbeiter entworfen, scheinen jetzt Juweliere, Computerspezialisten nachzuziehen, es scheint Eigentumswohnungen zu kaufen zu geben, weiter unten in Richtung eines flachen Sees wächst ein bizarres Luxushotel in den Himmel. Noch ist der See verdreckt und kaum besucht, Ausmerksamkeit täte ihm gut. Umweltsorgsam ist hier noch kaum wer - als wäre die Ressource da.
Zwischen See und Bulvar ein großflächiges Memorial für die in Afghanistan Gefallenen aus der Stadt. Wie absurd diese Kette der Toten, die jetzt woanders fortgesetzt wird, für was? Was gibt man eigentlich für Begründungen? Wird man sich nicht irgendwann auf ein dumpfes ' Dulce et decorum est' beschränken? Manche Dinge bleiben so finster wie platt. Hinterher darf sich ein Staatskünstler über den Auftrag für das Gedenken freuen. Ich höre dabei leider immer noch die Stimme der Ethnologin Almut Mey, zehn Jahre älter als ich und weitgereist damals, die 1969 sagte: "Von allen Ländern auf dem Weg nach Tibet ist Afghanistan das weiseste, dabei auch westlichste. Da kannst du dich einfach dazusetzen und lernen..."
Und das heißt: Manche Dinge werden eben auch unwiderruflich zerstört.
Eine Funkennacht, irgendwo Feuerwerk, das Café hat heut länger auf, mit dem O-Bus hin, mit Marschrutki zurück war ich gerade nochmal auf dem Berg für 25 Cent, mir macht keiner was vor, nur die Kreditkarte bröselt, zwei Wochen muss sie noch halten. Vorzeitige Rückfahrt behalte ich mir immer noch vor, man soll gehn, wenn's am schönsten ist, auf dies kleine Land hier trifft's auf jeden Fall zu, der Nachtwind bringt schon den Regen.
Die Türkei umwirbt die Moldavier massiv für den Urlaub, und Kanada wirbt um ihre Arbeitskraft: "Emmigrate" ist die Botschaft. Der Außenminister wirbt unterdessen bei der EU um Visafreiheit für seine Landsleute, viel Erfolg!
quer - 19. Jun, 00:27