Lublin 2
Im Rentnerlokal, sozialistisches Echo, bei den Geflügel-Berufen. Es ist Samstag gegen Abend, in Schwüngen streben Gruppen rein, die Musikbox brachial laut, eben hat schon mal eine Alte vibrierend mitgesungen und die Technik übertönt. Das Essen immer noch gut und billig, die alte Kellnerin immer noch so zuvorkommend, sie kann auch anders, und falls ich nachts hier vorbeikomm, werde ich Wodka trinken und vielleicht anner Schlägerei knapp vorbeischrammen. Hier saßen wir im Sommer ein paarmal zu fünft, und die Bassdrum donnerte so wie jetzt.
Die Bassdrum der Bluesband abends ist scharf und hell, die Gitarre laut sägend, der Bass federt agil durch die schönen altbekannten BoogieWoogie-Stücke, er bringt mit dem leisen freundlichen Sänger die Wärme in die Musik. Aber über allem herrscht die Gitarre, prägt den Rhythmus, kommentiert jede Einzelheit, schwingt sich alle zwei Strophen zum Solo hoch, nein, das Singen und überhaupt in Strophen einteilen ist eigentlich für die Gitarre gemacht, Pause zwischen den Solomonologen. Dabei ist der Gitarrist kein Selbstdarsteller, freundlicher schmaler junger Mann, er bezieht das vielleicht gar nicht auf sich. Erfüllt eine Form, wie der Stehgeiger vor 100 Jahren eine erfüllte oder der Soloposaunist in anderen Gegenden. Das neu bürgerliche, ein bisschen mit sich selbst beschäftigte Publikum im kühlen, nicht billigen Keller erwartet es genau so, beklatscht die Soli, freut sich an den Eskapaden und Ausschmückungen, wie es sich an Verzierungen eines Pianisten bei einem Klavierkonzert auch freuen würde. Manchmal geht der Gitarrist unisono mit den einfachen Akkordtönen des Bassisten mit, der sein Bruder ist. Dann kriegt die Musik plötzlich einen Schub, der sie sonstwohin bringen könnte. Ein Zucken geht durchs Publikum, Tanz, Aufstand. Das nächste Solo entschärft dann wieder.
Das wilde meditative Moment habe ihm ein bisschen gefehlt, meinte Herbert nach dem Konzert. Auch das hätte dieses Publikum vielleicht ganz woanders hin gebracht.
Gemeinschaftsmusik auf die allergröbste Weise ist im billig-guten Rentnerlokal längst Trumpf, als ich da noch vorbeischaue spätnachts. Da hätte jetzt keine Verzierung mehr eine Chance. Auch keine Meditation. Es sei denn, jemand schaffte es, alle auf einen Schlag einschlummern zu lassen. Ganz friedlich. Wer das in dem Holzhackerlärm hinkriegen könnte, wäre echt ein Meister seiner Musik.
Die Bassdrum der Bluesband abends ist scharf und hell, die Gitarre laut sägend, der Bass federt agil durch die schönen altbekannten BoogieWoogie-Stücke, er bringt mit dem leisen freundlichen Sänger die Wärme in die Musik. Aber über allem herrscht die Gitarre, prägt den Rhythmus, kommentiert jede Einzelheit, schwingt sich alle zwei Strophen zum Solo hoch, nein, das Singen und überhaupt in Strophen einteilen ist eigentlich für die Gitarre gemacht, Pause zwischen den Solomonologen. Dabei ist der Gitarrist kein Selbstdarsteller, freundlicher schmaler junger Mann, er bezieht das vielleicht gar nicht auf sich. Erfüllt eine Form, wie der Stehgeiger vor 100 Jahren eine erfüllte oder der Soloposaunist in anderen Gegenden. Das neu bürgerliche, ein bisschen mit sich selbst beschäftigte Publikum im kühlen, nicht billigen Keller erwartet es genau so, beklatscht die Soli, freut sich an den Eskapaden und Ausschmückungen, wie es sich an Verzierungen eines Pianisten bei einem Klavierkonzert auch freuen würde. Manchmal geht der Gitarrist unisono mit den einfachen Akkordtönen des Bassisten mit, der sein Bruder ist. Dann kriegt die Musik plötzlich einen Schub, der sie sonstwohin bringen könnte. Ein Zucken geht durchs Publikum, Tanz, Aufstand. Das nächste Solo entschärft dann wieder.
Das wilde meditative Moment habe ihm ein bisschen gefehlt, meinte Herbert nach dem Konzert. Auch das hätte dieses Publikum vielleicht ganz woanders hin gebracht.
Gemeinschaftsmusik auf die allergröbste Weise ist im billig-guten Rentnerlokal längst Trumpf, als ich da noch vorbeischaue spätnachts. Da hätte jetzt keine Verzierung mehr eine Chance. Auch keine Meditation. Es sei denn, jemand schaffte es, alle auf einen Schlag einschlummern zu lassen. Ganz friedlich. Wer das in dem Holzhackerlärm hinkriegen könnte, wäre echt ein Meister seiner Musik.
quer - 7. Mär, 16:43