Im Zug nach Lublin
Der einzige Raucher (und Biertrinker) im Abteil ist nicht gut angesehen. Die Tür wird aufgelassen, eine Dame geht telefonierend und Luft fächelnd auf den Gang, aber wir sitzen im Raucherabteil. Ein Mann reißt bei der zweiten Zigarette das Gangfenster auf, jetzt öffnet der Raucher ein zweites, und eine umständliche Alte, die als letzte kam, nimmt das alles zum Entsetzen der andern zum Anlass für einen Gesprächsversuch. Man kann sich in den Abteilen nicht aus dem Weg gehen wie im Großraumwagen, ich erinnere mich gut an den Zwang zum Miteinander,die Reisegruppenlust, die bestimmte Leute ausstrahlten und heute vermissen. Die Biertrinker schon tagsüber, die das alles so aufregend finden, dass sie zur eigenen Sicherheit gern jeden mit reinreissen würden in ihre vage Ahnung, dass schnell mal was passieren kann unterwegs, und dann ist man nicht mal zuhause.
Wieviel Leute haben sich bei uns das Rauchen abgewöhnt, als die Bahn es verbot? Ich kenne zwei. Auch hier ist Nüchternheit modern, beschäftigte Unauffälligkeit, versierter Imgang mit Laptop und Handy. Der technologische Graben zwischen Niemci und Polen ist zu, jedenfalls, was die Großstadt betrifft. Man kriegt hier und sieht alles, was es bei uns gibt.
Ünrigens hat KFC Warschau erobert. Rossmann ist mehr präsent als in Berlin, und die IngDiba-Bank. Alt und wild sind in der Stadt die Straßenbahnen, oft voll, sie kriegen gut Tempo drauf und nehmen wenig Rücksicht auf den Rest der Strecke. Für 16 sl fährt man drei Tage flat, auch mit der leise gleitenden U-Bahn. Am ruppigsten sind die Busse, schwer, ihre Streckenführung zu finden, Pläne gibt es nicht (vielleicht, wie alles, im Netz).
Ich sollte übrigens betrogen werden, zweimal. Erst in einem Café, wo ich den fehlenden 100er-Schein Wechselgeld so erstaunt-entspannt einforderte, dass eine zweite Tresenfrau gleich grinsend zustimmte: Ja, der kriegt noch Geld. Und dann beim Geldwechseln, wo ein besonders guter Kurs angezeigt war, aber klein das "sell", also Verkauf von Euro, während der Ankauf phantastisch mies (und winzig erst im Laden) verzeichnet war. Ich stand mit der kleinen Summe Słoty für 200 € fassungslos da, sah dann erst die Zahlen und rief: "No, I won't do that." Die absolut gelangweilte Tusse am Schalter fragte, ob ich nicht lesen könnte. Ich wiederholte meinen Satz, sie starrte mich an, woraufhin ich ihr den Abrechnungszettel auf den Schoß warf, eine Pause entstand, dann schob sie mir die 200 Euro wieder zu. Ich hätte jetzt abhauen können mit meinem und dem viel zu wenigen polnischen Geld zusammen. Ich glaube, in dem Monent hat sie das auch gedacht. Aber als der brave blöde Tourist, als den sie mich eingeschätzt hatte, gab ich ihren Anteil zurück. Hätte andererseits nicht gewusst, was tun, wäre sie stur geblieben. Hilft die Polizei einem überhaupt bei sowas?
Wäre es nicht passiert, ich hätte es nicht geglaubt.
Jetzt eilt der Zug Lublin zu, Rasen wäre geprahlt, es geht voran. Und die redselige Alte und sogar der moderne Mitfahrer, der vorhin das Fenster aufriss, alle haben mindestens einmal geraucht, schuldbewusst Luft reingelassen, den Gang bevölkert, jetzt qualmt der Waggon. Aber wir sind pünktlich da.
Wieviel Leute haben sich bei uns das Rauchen abgewöhnt, als die Bahn es verbot? Ich kenne zwei. Auch hier ist Nüchternheit modern, beschäftigte Unauffälligkeit, versierter Imgang mit Laptop und Handy. Der technologische Graben zwischen Niemci und Polen ist zu, jedenfalls, was die Großstadt betrifft. Man kriegt hier und sieht alles, was es bei uns gibt.
Ünrigens hat KFC Warschau erobert. Rossmann ist mehr präsent als in Berlin, und die IngDiba-Bank. Alt und wild sind in der Stadt die Straßenbahnen, oft voll, sie kriegen gut Tempo drauf und nehmen wenig Rücksicht auf den Rest der Strecke. Für 16 sl fährt man drei Tage flat, auch mit der leise gleitenden U-Bahn. Am ruppigsten sind die Busse, schwer, ihre Streckenführung zu finden, Pläne gibt es nicht (vielleicht, wie alles, im Netz).
Ich sollte übrigens betrogen werden, zweimal. Erst in einem Café, wo ich den fehlenden 100er-Schein Wechselgeld so erstaunt-entspannt einforderte, dass eine zweite Tresenfrau gleich grinsend zustimmte: Ja, der kriegt noch Geld. Und dann beim Geldwechseln, wo ein besonders guter Kurs angezeigt war, aber klein das "sell", also Verkauf von Euro, während der Ankauf phantastisch mies (und winzig erst im Laden) verzeichnet war. Ich stand mit der kleinen Summe Słoty für 200 € fassungslos da, sah dann erst die Zahlen und rief: "No, I won't do that." Die absolut gelangweilte Tusse am Schalter fragte, ob ich nicht lesen könnte. Ich wiederholte meinen Satz, sie starrte mich an, woraufhin ich ihr den Abrechnungszettel auf den Schoß warf, eine Pause entstand, dann schob sie mir die 200 Euro wieder zu. Ich hätte jetzt abhauen können mit meinem und dem viel zu wenigen polnischen Geld zusammen. Ich glaube, in dem Monent hat sie das auch gedacht. Aber als der brave blöde Tourist, als den sie mich eingeschätzt hatte, gab ich ihren Anteil zurück. Hätte andererseits nicht gewusst, was tun, wäre sie stur geblieben. Hilft die Polizei einem überhaupt bei sowas?
Wäre es nicht passiert, ich hätte es nicht geglaubt.
Jetzt eilt der Zug Lublin zu, Rasen wäre geprahlt, es geht voran. Und die redselige Alte und sogar der moderne Mitfahrer, der vorhin das Fenster aufriss, alle haben mindestens einmal geraucht, schuldbewusst Luft reingelassen, den Gang bevölkert, jetzt qualmt der Waggon. Aber wir sind pünktlich da.
quer - 5. Mär, 08:55