Fahrt nach Warschau
Dreckwetter, Schneematschtreiben, Resteverwertung des westeuropäischen Orkans. Der Zug startet mit Heizungsproblemen, vom vordersten Waggon gewechselt, wird es im zweiten auch bald kalt. Halte mich mit Mahlers Rückertliedern wach, was ich vor 30 Jahren schön fand, ist jetzt konisch, was damals unwichtig war, begeistert. Auch das erste der Kindertotenlieder, in allem Düsteren noch viel durchlässiger als das Wetter hier draußen, nur das Lokomotivheulen gerade auf dem Bahnhof Slavko war wie reinkomponiert.
Es hat dann also doch einen Abschied gegeben.
Ostseeküste bei Gdynia, Gdansk so unglaublich hässslich vom Zug aus, so hässssslich. Und es wird nicht besser. Nur das Abteil immer voller, 1 volle Stunde Stopp an einer Baustelle, dann wieder Schritttempo, dreckiger Niesel auf Schneereste, schwarze Schneereste, Betonhäuschen, Müllhaufen, davor angekettete Hunde.
TTRH über Fruits, gerade läuft eine amerikanische Big Band-Fassung von 'Ausgerechnet Bananen' (bzw. vielleicht die Originalvorlage für diesen Schlager), danach Harry Belafonte: Bananaboat.
Wenn doch nur die Heizung hier ein bisschen der karibischen Stimmung in meinen Ohren gerecht würde.
Wieviel Verspätung werden wir haben? Meine Vorfreude auf Warschau ist gesunken auf Null.
Strange Fruit ist ein in Töne gesetztes Gedicht, geschrieben von einem radikalen schwarzen Lehrer aus der Bronx, der nebenbei die Kinder von Ethel und Julius Rosenberg adoptierte, als die Eltern hingerichtet wurden. Seinen Namen hat uns der Moderator so hingenuschelt, dass ich ihn später mal nachlesen muß. Jedenfalls singts Billie Holiday, sie musste die Plattenfirma dafür wechseln.
Was für ein grauer Tag in einem grauen Vorläufig-Land, so siehts hier aus, alles mal eben so hingereicht, abgestellt.
Wundere mich, warum es von Dylans Sendungen nicht schon längst Skripte gibt, sie kritzeln doch sonst jede Kleinigkeit im Netz mit. Ich höre jetzt schon die dritte, der Zug steht wieder.
Jetzt machen sie das Licht an, richten sich auf eine lange Nacht ein, scheints.
Ich sitz in diesem Zug und bin so scheiße drauf,
Dein Billigschuh tut meinen Füssen weh,
dein Vorhang fällt, sodass ich gar nichts seh,
ich sitz in diesem Zug und bin so scheiße drauf,
Ich glaub, die Fahrt hört überhaupt nicht auf.
Er schleicht an jede Kreuzung, Schranken gibt es nicht,
(3x wiederholt wie bei W. Guthrie)
warum ich hier bin, weiß ich wirklich nicht.
Erstaunlich die resignierte Geduld aller andern hier im Zug, der jetzt schon wieder zehn Minuten steht, wohl weil es eingleisig wird und der Gegenzug noch nicht da ist. Keine Ansagen, keine Info durch das Begleitpersonal. Verspätungszeit 1 Stunde 10, bei uns wäre jetzt hektisches Gebrüll ausgebrochen. Hier hockt und seufzt jeder vor sich hin. Immer noch Spätwirkungen der Diktatur oder Abgeklärtheit? Ob mir das sympatisch ist, weiß ich nicht, es gibt zu denken. Und die Schaffner laufen arrogant und unansprechbar durch die Gänge, als hätten sie nichts damit zu tun. Vorhin auf die Frage eines jungen Mannes ganz abweisend: Schicksalsordner. Würde mich rasend machen.
Ich will jetzt da sein!
Ich bin da. Der mächtige Kulturpalast war das erste, was ich sah. Es fing vielversprechend an, aber ich bin müde.
Es hat dann also doch einen Abschied gegeben.
Ostseeküste bei Gdynia, Gdansk so unglaublich hässslich vom Zug aus, so hässssslich. Und es wird nicht besser. Nur das Abteil immer voller, 1 volle Stunde Stopp an einer Baustelle, dann wieder Schritttempo, dreckiger Niesel auf Schneereste, schwarze Schneereste, Betonhäuschen, Müllhaufen, davor angekettete Hunde.
TTRH über Fruits, gerade läuft eine amerikanische Big Band-Fassung von 'Ausgerechnet Bananen' (bzw. vielleicht die Originalvorlage für diesen Schlager), danach Harry Belafonte: Bananaboat.
Wenn doch nur die Heizung hier ein bisschen der karibischen Stimmung in meinen Ohren gerecht würde.
Wieviel Verspätung werden wir haben? Meine Vorfreude auf Warschau ist gesunken auf Null.
Strange Fruit ist ein in Töne gesetztes Gedicht, geschrieben von einem radikalen schwarzen Lehrer aus der Bronx, der nebenbei die Kinder von Ethel und Julius Rosenberg adoptierte, als die Eltern hingerichtet wurden. Seinen Namen hat uns der Moderator so hingenuschelt, dass ich ihn später mal nachlesen muß. Jedenfalls singts Billie Holiday, sie musste die Plattenfirma dafür wechseln.
Was für ein grauer Tag in einem grauen Vorläufig-Land, so siehts hier aus, alles mal eben so hingereicht, abgestellt.
Wundere mich, warum es von Dylans Sendungen nicht schon längst Skripte gibt, sie kritzeln doch sonst jede Kleinigkeit im Netz mit. Ich höre jetzt schon die dritte, der Zug steht wieder.
Jetzt machen sie das Licht an, richten sich auf eine lange Nacht ein, scheints.
Ich sitz in diesem Zug und bin so scheiße drauf,
Dein Billigschuh tut meinen Füssen weh,
dein Vorhang fällt, sodass ich gar nichts seh,
ich sitz in diesem Zug und bin so scheiße drauf,
Ich glaub, die Fahrt hört überhaupt nicht auf.
Er schleicht an jede Kreuzung, Schranken gibt es nicht,
(3x wiederholt wie bei W. Guthrie)
warum ich hier bin, weiß ich wirklich nicht.
Erstaunlich die resignierte Geduld aller andern hier im Zug, der jetzt schon wieder zehn Minuten steht, wohl weil es eingleisig wird und der Gegenzug noch nicht da ist. Keine Ansagen, keine Info durch das Begleitpersonal. Verspätungszeit 1 Stunde 10, bei uns wäre jetzt hektisches Gebrüll ausgebrochen. Hier hockt und seufzt jeder vor sich hin. Immer noch Spätwirkungen der Diktatur oder Abgeklärtheit? Ob mir das sympatisch ist, weiß ich nicht, es gibt zu denken. Und die Schaffner laufen arrogant und unansprechbar durch die Gänge, als hätten sie nichts damit zu tun. Vorhin auf die Frage eines jungen Mannes ganz abweisend: Schicksalsordner. Würde mich rasend machen.
Ich will jetzt da sein!
Ich bin da. Der mächtige Kulturpalast war das erste, was ich sah. Es fing vielversprechend an, aber ich bin müde.
quer - 2. Mär, 10:33
http://en.wikipedia.org/wiki/Abel_Meeropol
;-)