Mittwoch, 1. April 2009

Shake rattle roll up & down

Helfende Hand, hingehalten zum Schütteln, aber es ist die Linke, man muss sich drehn, um sie schütteln zu können, und dann knarrt es wahrscheinlich, denn sie ist ja aus Plastik mit Drähten drin, nichtmal aus Fleisch und Blut. Helfende, staksende Hand. Irgendwas aus Kunst - fährt man die Umleitung mit dem Zug nach Hamburg, kommt man jetzt durch Uelzen mit seinem Friedensreich-Hundertwasser - Bahnhof rechterhand, ein altes Gebäude, umbaut mit bunten Wucherungen des Meisters, ’irgendwas mit Kunst‘, denkt man und freut sich über die Phantasiebeigabe, wenn gut gelaunt - oder die Aufgeblasenheit, wenn genervt. Nach einer Weile auf der Fahrt nach Hamburg führt die Umleitung dann durch Lüneburg, und kurz vor dem Bahnhof streift der Blick ein schmuddeliges, ovales Parkhaus, und eine leise Stimme da drin sagt: Das ist die Friedensreich-Hundertwasser - Spätphase, Überwindung der Phantasie durch den plattesten Alltag, das Banalste als Allerschönstes, es gibt sogar eine Untersuchung darüber: ‚Von Uelzen nach Lüneburg - kopernikanische Wende der Hundertwasser - Architektur‘, möglich auch, dass der Künstler das Parkhaus nur okkupiert hat, es war schon da, er kam nur vorbeigeschlendert und erklärte es einfach zu seinem : So schafft sich Bob Dylan sich seit Jahren seine Lieder -.
Wären das die Sorgen der Welt, wär es leicht, helfende Hand. Warum stakst du so? Weil du die linke bist? Weil du aus dem gleichen Jahrmarktsbudenzauber rausragst wie der restliche Müll? Einarmiger Bandit? Wenn du die linke Hand bist, warum ballst du dich dann nicht zur Faust? All die vornehme Zurückhaltung, wo die Linken doch die ‚Krise‘ willkommen heißen müssten und nicht Krise, sondern die notwendige Folge finanzkapitalistischen Wirtschaftens nennen sollten, ‚Verstaatlichung, Frau Kanzlerin, mit Verlaub, die Idee hatten wir auch schon mal...‘ Warum erklärt die Linke nicht laut und deutlich: Die Menschen, die täglich verhungern, sind die Enteignung. Der tägliche Zusammenbruch hergebrachter Verhältnisse und mitmenschlichen Umgangs zugunsten von Profitmaximierung ist die Enteignung. Die Arbeitsvernichtung, die täglich passiert, ist Enteignung. Die Wegnahme von Lebens- und Gemeinschaftssinn zugunsten von Abstraktion, Luftgeld und perverser Riten, die ein clonartiger ‚Vertreter Gottes‘ stattdessen durch die Welt posaunt - das ist Enteignung. Wär jetzt nicht die Zeit zum Um-Sturz, einarmiger Bandit? Zeit, um für pro & contra zu werben, zumindest. Klein angefangen: Zum Beispiel Namen und Adressen zu veröffentlichen der Richterin, die eine Kassiererin wegen Bons im Wert unter 2 Euro arbeitslos machte, des Sozalamtmitarbeiters, der einem Hartz-IV-Bezieher wegen Bettelns den Auszahlbetrag kürzte - wenn eine Million Leute diese Daten samt Lebensgewohnheiten der Sykophanten gemeinsam veröffentlichten, dann soll erstmal eine Million Menschen einzeln angezeigt werden, viel Spaß! Vorher wird folgende Erwägung bei den Tätern ablaufen: Na gut, auf die Immobilienprämie vom Einzelhandelsverband muss ich diesmal verzichten, aber ich möchte doch, dass meine Kinder sicher zur Schule kommen, also die nächste sprech ich frei...
Staksige Hand, ich fürchte ja, wir machen den Umsturz nicht mehr. Wir sind Teil des zu Stürzenden. Teil des Gewrackten, nicht die Bezieher der Prämie. Trotzdem kann das Leben sehr schön sein. Und das gefühlte Wissen, das wir gesammelt haben, das nimmt uns keiner. Ein graues, geringeltes Parkhaus als Inbegriff phantastischer Schönheit zu sehen, zum Beispiel. Oder diese Worte zu lesen als emphatischen Ausdruck von Lebensfreude. Oder die Wesensart Ackermann als die eigentliche katholische Hingabe an das Jammertal, als Lamm Gottes. Das hats vorher noch nie gegeben. Wirds wohl nachher auch nimmer.
Lass krachen.

kwerblock

maurenbrechers betrachtungen

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

aus Lublin
Lieber Manfred, wir haben ja nun schon lange nichts...
Herbert Ulrich - 23. Feb, 11:36
Wilmersdorf
Wie das schon klingt! Keine Blumen in den Parks, trostlos,...
kapuziner - 4. Jun, 18:32
Roman haben wir leider...
Roman haben wir leider genau so wenig besucht wie die...
quer - 4. Jun, 14:01
31.5.-3.6.
Die erste Autofahrt mit dem eigenen Führerschein, die...
quer - 4. Jun, 13:45
Na, wieder zu Hause?...
Na, wieder zu Hause? Wie war denn der Gesamteindruck?...
Herbert Ulrich - 3. Jun, 14:51
29.5.
Ich hätte gezaudert, Kristjane wollte es gern, also...
quer - 1. Jun, 11:33
27./28.5. Czernowitz...
27./28.5. Czernowitz - wie letztes Jahr fuhr der Busfahrer...
quer - 28. Mai, 22:45
24.-26.5.
Zwei Ausflüge in die Bergwelt, sie hängen zusammen...
quer - 26. Mai, 22:20
23.5.
An einem klaren warmen Morgen am gedeckten Frühstückstisch...
quer - 23. Mai, 20:59
das find ich aber auch,...
das find ich aber auch, lieber Herbert... Brom nächsten...
quer - 23. Mai, 19:36

 

eXTReMe Tracker

Alle Links in Popups öffnen

alle Links auf der aktuellen Seite in einem neuen Fenster öffnen 

Suche

 

Status

Online seit 6197 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 30. Mai, 11:34

Credits


Reisen
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren