Nachtrag Pfingsten
Pfingstlager der Linkspartei am Werbellin-See und Pfingstfestival der evangelischen Jugend in Dresden. Zweimal fröhliche Massen unter dem strahlend blauen Himmel, an den wir uns in diesen Maitagen schon so gewöhnt haben, dass er wie selbstverständlich über uns liegt, und ich denke zweimal am Tag: Freue dich!
Das könnte auch das Motto für beide Veranstaltungen gewesen sein - einmal in formvollendeter Lässigkeit am märkischen See und einmal in demonstrativer Nüchternheit in der sächsischen Kulturhauptstadt. Im Sport - und Freizeitgelände hat das Bierchen frühmorgens den gleichen Stellenwert wie das Andachtsgebet mit klarem Kopf auf der Brühl-schen Terrasse. Und so weit voneinander entfernt Jugendfunktionär der Linkspartei und Jungscharleiterin der evangelischen Jugend sich fühlen werden, die schlecht sitzenden Shorts, hastig gerauchten Zigaretten, die vorquellenden Fettpölsterchen und selbstbewusste Wurstigkeit eines: Hier-bin-ich-ich-denn-nur-hierher-gehör-ich - Selbstgefühls haben sie beide, teilen sie, auch wenn sie sich das nicht mitteilen.
Was nehme ich mit: Eine DVD mit dem grade mit 101 verstorbenen Volksschauspieler Geschoneck, oder eine mit Reden von Helmut Gollwitzer, dem Widerstandstheologen aus meiner Dahlemer Nachbarschaft? Nix davon (obwohl man vielleicht beides nirgendwo sonst so einfach bekäme).
Dafür eine neue Erfahrung im Improvisieren. Ich höre in Dresden beim Eintauchen in den ‚Bärenzwinger‘ den Leipziger Sänger Francis D.D. String mit seiner Band, sie spielen Dylan, ich muss lachen, weil er immer mindestens zwei, drei Worte pro Zeile weglässt, sich deshalb gesanglich um so mehr in Anfang und Ende reinlegen kann, die Melodien feiert mit so viel weniger Ballast („crickets are talk (unverständlich)... in the wind“ - lache begeistert und klatsche, da bittet er mich auch schon auf die Bühne, sie spielen den Anfang von ‚shelter from the storm‘, zu dem ich ja eine deutsche Fassung habe. Die ich natürlich nicht auswenig kann, deshalb will ich eigentlich sofort abwinken und mich verkriechen. Aber dann frag ich mich, wieso ich grade so fröhlich war. Ich vergegenwärtige mir die ersten Zeilen, klettere hoch und sing los, lasse weg, was mir grad nicht einfällt, steigere mich in die Fetzen - das Ende jeder Strophe ist ja sowieso klar: „Komm rein, sprach sie, ich geb dir ein Schlupfloch vor dem Sturm.“
Ich glaub, ich hab noch ein paar Leute mehr fröhlich gemacht.
Das könnte auch das Motto für beide Veranstaltungen gewesen sein - einmal in formvollendeter Lässigkeit am märkischen See und einmal in demonstrativer Nüchternheit in der sächsischen Kulturhauptstadt. Im Sport - und Freizeitgelände hat das Bierchen frühmorgens den gleichen Stellenwert wie das Andachtsgebet mit klarem Kopf auf der Brühl-schen Terrasse. Und so weit voneinander entfernt Jugendfunktionär der Linkspartei und Jungscharleiterin der evangelischen Jugend sich fühlen werden, die schlecht sitzenden Shorts, hastig gerauchten Zigaretten, die vorquellenden Fettpölsterchen und selbstbewusste Wurstigkeit eines: Hier-bin-ich-ich-denn-nur-hierher-gehör-ich - Selbstgefühls haben sie beide, teilen sie, auch wenn sie sich das nicht mitteilen.
Was nehme ich mit: Eine DVD mit dem grade mit 101 verstorbenen Volksschauspieler Geschoneck, oder eine mit Reden von Helmut Gollwitzer, dem Widerstandstheologen aus meiner Dahlemer Nachbarschaft? Nix davon (obwohl man vielleicht beides nirgendwo sonst so einfach bekäme).
Dafür eine neue Erfahrung im Improvisieren. Ich höre in Dresden beim Eintauchen in den ‚Bärenzwinger‘ den Leipziger Sänger Francis D.D. String mit seiner Band, sie spielen Dylan, ich muss lachen, weil er immer mindestens zwei, drei Worte pro Zeile weglässt, sich deshalb gesanglich um so mehr in Anfang und Ende reinlegen kann, die Melodien feiert mit so viel weniger Ballast („crickets are talk (unverständlich)... in the wind“ - lache begeistert und klatsche, da bittet er mich auch schon auf die Bühne, sie spielen den Anfang von ‚shelter from the storm‘, zu dem ich ja eine deutsche Fassung habe. Die ich natürlich nicht auswenig kann, deshalb will ich eigentlich sofort abwinken und mich verkriechen. Aber dann frag ich mich, wieso ich grade so fröhlich war. Ich vergegenwärtige mir die ersten Zeilen, klettere hoch und sing los, lasse weg, was mir grad nicht einfällt, steigere mich in die Fetzen - das Ende jeder Strophe ist ja sowieso klar: „Komm rein, sprach sie, ich geb dir ein Schlupfloch vor dem Sturm.“
Ich glaub, ich hab noch ein paar Leute mehr fröhlich gemacht.
quer - 7. Jun, 16:12