Das Böse
In diesem sanften Frühling möchte ich mit einer Sammlung von Beobachtungen und Betrachtungen beginnen, unregelmäßig, aber - wie ich mir jetzt vornehme - nicht selten.
Heute vier Gedanken zu der Inzestfamilie in Österreich.
Wenn ich manchmal daran zweifelte, hat sich meine Meinung zu Psychologen, Psychiatern, Psychotherapeuten (und was es dazwischen an ‚Schulen‘ alles gibt) noch gefestigt: Keine Berufsgruppe sonst, die sich so mit dem bloßen Meinen, Dünken, Zurechtschieben, Aufplustern von Klischees, mit dem Verkaufen eines Vor-Wissens und Vor-Urteilens, das zur Grundausstattung aller Menschen gehört, durch das berufliche Leben bringt. Handwerkliches Können eine Art Jenseits-Theologie in der ‚Wissenschaft‘ der Seelenkunde. Es war an Deutungen ja ziemlich alles vorhanden, jedes Gegenteil auch, aber nichts hätte irgendetwas vertieft, erklärt (was bedeutet hätte: verständnisinnig betrachtet), hat einem nur einen kleinen Aspekt des sogenannt Monströsen etwas näher gebracht. Wer braucht solche Un-Könner? Experiment: Man tausche eine xbeliebige LKW-Fahrerin mit einer xbeliebigen Psychologin (um nicht immer von Männern zu reden) - ich behaupte: Der LKW hat einen Unfall, die psychologisch Betreuten merken auf Dauer keinen Unterschied.
Man braucht sie aber doch, die ‚Seelenklempner‘, genau wie die Arbeitskollegen aus Sozialbehörden und Polizei. Man braucht Deutung. So erklärt z.B. schon 24 Stunden nach Entdeckung des Verbrechens ein Polizei-Politiker, es sei weitgehend aufgeklärt. Der Täter habe ja gestanden. Und er sei allein, DER EINZIGE UND SEIN EIGENTUM. So heißt ein anarchistischer Klassiker aus dem 19.Jahrhundert, und das ist hier die offizielle Maßgabe, an der sich alle Deutungen auszurichten haben, wenn sie sich nicht außerhalb des Chors der Kommentatoren stellen wollen. ‚Wir haben es mit einem monströsen Einzeltäter zu tun‘ - der mal ichschwach-triebgesteuert, mal dominant-berechnend, mal heiß, mal kalt gezeichnet wird, aber immer solo verantwortlich. Dazu braucht man die Psycho-Gang: Um ein verwirrendes Netz von Möglichkeiten über die staunende Öffentlichkeit zu werfen, die folgende Frage vergessen soll: Wer hat denn das Hauptopfer, Mutter von sieben aus Vergewaltigung entstandenen Kindern, als 16 - und 18jähriges Mädchen zu seinen Eltern, als es vor den Verbrechern fliehen wollte, zurückgelockt? Wer weiß denn davon, dass die junge Frau schon mit 11 (manche sagen, mit 13, aber dass, ist wohl unbestritten), vom Vater vergewaltigt wurde, wenn nicht Behördenmenschen, Psychologinnen, Sozialarbeiterinnen (um auch mal wieder von Frauen zu reden), die sie anschließend offenbar ermutigten, sich doch neu im ‚Kreis der Familie‘ einzugliedern, es ‚nochmal zu versuchen‘? Wer sind denn diese Personen, die so vor 25/27 Jahren handelten, spüren sie eine Verantwortung, nehmen sie die Witterung einer eigenen Schuld auf? Politik, ‚Fachleute‘ und Journaille decken diese Beihelfer zum Verbrechen mit Schweigen.
Stichwort Beihilfe. Dass Nachbarn, Mitmieter, Freunde der vielen Kinder, Familienfreunde nichts mitbekommen haben wollen vom Verlies über 2einhalb Jahrzehnte weg, mag man mühsam glauben. Dass ‚der Keller‘ bei denen oben im Haus kein, zumindest verschwiegenes, Thema war, ist phantastisch - und Phantasik doch eigentlich genau das, was die Neugier von normalen Kindern anregt, also auch so gesehen kaum vorstellbar, dass keins von den fröhlichen, intelligenten, Chor und freiwillige Feuerwehr bevölkernden ‚Erster-Stock-Heranwachsenden‘ da jemals nachgeforscht hätte. Aber dass die eigene Ehefrau, Mutter/Großmutter vom Treiben ihres Mannes nachts, von der wahren Herkunft der ’auf der Schwelle gefundenen Bälger‘ nichts ahnte, ist unzumutbarer Blödsinn. Sie ahnte so wenig davon wie die Ehefrauen von KZ-Kommandeuren vom Gastod der netten Hausangestellten, die plötzlich nicht mehr das Frühstück ans Bett brachten. Sie ahnte wahrscheinlich so viel, dass sie nichts mehr wagte, denn es hätte die eigene Existenz gekostet. Tragisch kann man das nennen - aber ist sie dehalb weniger Mittäterin? Auch sie wusste doch von der Vergewaltigung ihrer halbwüchsigen Tochter durch den Mann, ließ trotzdem das Kind wieder in den ‚Familienkreis‘ hinein, anstatt ihm gegen Konvention und eigenes Wohlbefinden die Freiheit und Selbstbestimmung zu ermöglichen, die das Verbrechen vielleicht verhindert hätten. Vielleicht war ihr dieses Opfer (von dem man nie sprechen musste) als Ablenkung aber sogar ganz willkommen? Warum wird diese mögliche Mitwisserin ‚betreut‘ und nicht ausgeforscht? Warum klagt man diese mögliche Mittäterin nicht an?
Weil es sich um ein Verbrechen im Schoß der geschützten christlichen Einehe handelt. Schon der Haupttäter wird, seiner Grausamkeit zum Trotz, als Ehrenmann behandelt: Man stelle sich einen linksradikalen Attentäter vor, der zufällig schwul ist - hundertpro landete der in einer Mehrbettzelle in U-Haft und nicht ‚zum eigenen Schutz‘ im Zweibettzimmer (Doppelschutz: vor dem Mob und Selbstmordgelüsten, wahrscheinlich mit einem Psychologen, der sich für nichts zu schade ist, auf der Nachbarpritsche). Ehrensache auch, dass die Familie eigentlich ‚aus allem rausgehalten‘ werden muss, Missbrauch einen kleinen Fehler im System und nicht das Ende der Institution bedeuten darf - dass anhand dieses Falls bloß nicht die Rede auf das VERBRECHEN FAMILIE kommen soll. Das könnte schnell passieren. Wie hätten sich unsre Meinungsführer die Mäuler zerrissen beim gleichen Fall am gleichen Ort unter islamischen Vorzeichen! Das gleiche Verbrechen wäre plötzlich immanent, geradezu von Religion und Sitten hervorgerufen, also gar nicht mehr so sehr monströs. Herr Broder hätte die Vertreibung der Moslems aus Österreich gefordert und Frau Schwarzer wiedermal eine amerikanische Invasion im Iran. Es liegt so nahe, das jetzt auf den Katholizismus zu beziehen, auf diese unselige Mischung von patriarchaler Herrschaft, Hexen-Triebunterdrückung und verkitschtem Mutter(gottes)bild. Wie die katholische Lebensverachtung das Rechtssystem prägt, zeigt sich übrigens schon an dem erbämlichen Fakt, dass Täter Fritzl wohl nur dann lebenslang hinter Gittern bleibt, wenn ihm der Mord am drei Tage alten Zwillingsbaby auch noch nachgewiesen werden kann. Das (möglichst ungeborene) Leben weit höher gehandelt als die Sklaverei der längst Lebenden - das ist der offizielle Katholizismus. Mit Glauben hat es so wenig zu tun wie Kotzen mit einem feinen Zusammenspiel der Geschmacksnerven.
Familie Fritzl, eifrige Kirchgänger, eine angesehene Familie am Ort. Statt der händeringenden Nachbarn stelle ich mir jetzt den Beichtvater vor, den es vielleicht gegeben hat, der vielleicht schon seit ein oder zwei Jahrzehnten von der Tat und ihrem Fortdauern wusste. Vielleicht war der anonyme Anrufer er, vielleicht hat er 23einhalb Jahre lang geschwiegen. Vielleicht waren es mehrere, die das Geheimnis weitergaben. Oder mit sich nahmen. Denn die Beichte ist heilig. Die es in Kauf nahmen, dass an ihrem Ort in einem Verließ ein paar Menschen vegetierten unterhalb der Schwelle des für die Gattung Akzeptablen. Vielleicht segneten sie den Täter, nachdem er gebeichtet, gebetet, gespendet hatte. Und hielten dicht. Man schreibt jetzt gern: ‚Wie konnte so etwas im Land Sigmund Freuds geschehen?‘ Meine Frage geht: Wie kann man einem religiösen MUMMENSCHANZ, nach all dem, was man (dank Freud und so vieler anderer) über die Menschen weiß, das Ermöglichen und Vertuschen solch übler Verbrechen zubilligen? Dieser Fall müsste ‚uns‘ dazu bringen, ein laizistischer Staat zu werden. Wie Frankreich, wie die Türkei. „Der Mensch ist zu allem fähig“ - ein nicht sehr verheißungsvoll klingender Satz. Weil er stimmt, heißt das für mich: Nicht die Erscheinungsformen des Bösen bestarren, sondern die Wurzeln ausgraben. Damit „zu allem“ irgendwann mal ‚zu allem Tollen‘ bedeuten kann...
Heute vier Gedanken zu der Inzestfamilie in Österreich.
Wenn ich manchmal daran zweifelte, hat sich meine Meinung zu Psychologen, Psychiatern, Psychotherapeuten (und was es dazwischen an ‚Schulen‘ alles gibt) noch gefestigt: Keine Berufsgruppe sonst, die sich so mit dem bloßen Meinen, Dünken, Zurechtschieben, Aufplustern von Klischees, mit dem Verkaufen eines Vor-Wissens und Vor-Urteilens, das zur Grundausstattung aller Menschen gehört, durch das berufliche Leben bringt. Handwerkliches Können eine Art Jenseits-Theologie in der ‚Wissenschaft‘ der Seelenkunde. Es war an Deutungen ja ziemlich alles vorhanden, jedes Gegenteil auch, aber nichts hätte irgendetwas vertieft, erklärt (was bedeutet hätte: verständnisinnig betrachtet), hat einem nur einen kleinen Aspekt des sogenannt Monströsen etwas näher gebracht. Wer braucht solche Un-Könner? Experiment: Man tausche eine xbeliebige LKW-Fahrerin mit einer xbeliebigen Psychologin (um nicht immer von Männern zu reden) - ich behaupte: Der LKW hat einen Unfall, die psychologisch Betreuten merken auf Dauer keinen Unterschied.
Man braucht sie aber doch, die ‚Seelenklempner‘, genau wie die Arbeitskollegen aus Sozialbehörden und Polizei. Man braucht Deutung. So erklärt z.B. schon 24 Stunden nach Entdeckung des Verbrechens ein Polizei-Politiker, es sei weitgehend aufgeklärt. Der Täter habe ja gestanden. Und er sei allein, DER EINZIGE UND SEIN EIGENTUM. So heißt ein anarchistischer Klassiker aus dem 19.Jahrhundert, und das ist hier die offizielle Maßgabe, an der sich alle Deutungen auszurichten haben, wenn sie sich nicht außerhalb des Chors der Kommentatoren stellen wollen. ‚Wir haben es mit einem monströsen Einzeltäter zu tun‘ - der mal ichschwach-triebgesteuert, mal dominant-berechnend, mal heiß, mal kalt gezeichnet wird, aber immer solo verantwortlich. Dazu braucht man die Psycho-Gang: Um ein verwirrendes Netz von Möglichkeiten über die staunende Öffentlichkeit zu werfen, die folgende Frage vergessen soll: Wer hat denn das Hauptopfer, Mutter von sieben aus Vergewaltigung entstandenen Kindern, als 16 - und 18jähriges Mädchen zu seinen Eltern, als es vor den Verbrechern fliehen wollte, zurückgelockt? Wer weiß denn davon, dass die junge Frau schon mit 11 (manche sagen, mit 13, aber dass, ist wohl unbestritten), vom Vater vergewaltigt wurde, wenn nicht Behördenmenschen, Psychologinnen, Sozialarbeiterinnen (um auch mal wieder von Frauen zu reden), die sie anschließend offenbar ermutigten, sich doch neu im ‚Kreis der Familie‘ einzugliedern, es ‚nochmal zu versuchen‘? Wer sind denn diese Personen, die so vor 25/27 Jahren handelten, spüren sie eine Verantwortung, nehmen sie die Witterung einer eigenen Schuld auf? Politik, ‚Fachleute‘ und Journaille decken diese Beihelfer zum Verbrechen mit Schweigen.
Stichwort Beihilfe. Dass Nachbarn, Mitmieter, Freunde der vielen Kinder, Familienfreunde nichts mitbekommen haben wollen vom Verlies über 2einhalb Jahrzehnte weg, mag man mühsam glauben. Dass ‚der Keller‘ bei denen oben im Haus kein, zumindest verschwiegenes, Thema war, ist phantastisch - und Phantasik doch eigentlich genau das, was die Neugier von normalen Kindern anregt, also auch so gesehen kaum vorstellbar, dass keins von den fröhlichen, intelligenten, Chor und freiwillige Feuerwehr bevölkernden ‚Erster-Stock-Heranwachsenden‘ da jemals nachgeforscht hätte. Aber dass die eigene Ehefrau, Mutter/Großmutter vom Treiben ihres Mannes nachts, von der wahren Herkunft der ’auf der Schwelle gefundenen Bälger‘ nichts ahnte, ist unzumutbarer Blödsinn. Sie ahnte so wenig davon wie die Ehefrauen von KZ-Kommandeuren vom Gastod der netten Hausangestellten, die plötzlich nicht mehr das Frühstück ans Bett brachten. Sie ahnte wahrscheinlich so viel, dass sie nichts mehr wagte, denn es hätte die eigene Existenz gekostet. Tragisch kann man das nennen - aber ist sie dehalb weniger Mittäterin? Auch sie wusste doch von der Vergewaltigung ihrer halbwüchsigen Tochter durch den Mann, ließ trotzdem das Kind wieder in den ‚Familienkreis‘ hinein, anstatt ihm gegen Konvention und eigenes Wohlbefinden die Freiheit und Selbstbestimmung zu ermöglichen, die das Verbrechen vielleicht verhindert hätten. Vielleicht war ihr dieses Opfer (von dem man nie sprechen musste) als Ablenkung aber sogar ganz willkommen? Warum wird diese mögliche Mitwisserin ‚betreut‘ und nicht ausgeforscht? Warum klagt man diese mögliche Mittäterin nicht an?
Weil es sich um ein Verbrechen im Schoß der geschützten christlichen Einehe handelt. Schon der Haupttäter wird, seiner Grausamkeit zum Trotz, als Ehrenmann behandelt: Man stelle sich einen linksradikalen Attentäter vor, der zufällig schwul ist - hundertpro landete der in einer Mehrbettzelle in U-Haft und nicht ‚zum eigenen Schutz‘ im Zweibettzimmer (Doppelschutz: vor dem Mob und Selbstmordgelüsten, wahrscheinlich mit einem Psychologen, der sich für nichts zu schade ist, auf der Nachbarpritsche). Ehrensache auch, dass die Familie eigentlich ‚aus allem rausgehalten‘ werden muss, Missbrauch einen kleinen Fehler im System und nicht das Ende der Institution bedeuten darf - dass anhand dieses Falls bloß nicht die Rede auf das VERBRECHEN FAMILIE kommen soll. Das könnte schnell passieren. Wie hätten sich unsre Meinungsführer die Mäuler zerrissen beim gleichen Fall am gleichen Ort unter islamischen Vorzeichen! Das gleiche Verbrechen wäre plötzlich immanent, geradezu von Religion und Sitten hervorgerufen, also gar nicht mehr so sehr monströs. Herr Broder hätte die Vertreibung der Moslems aus Österreich gefordert und Frau Schwarzer wiedermal eine amerikanische Invasion im Iran. Es liegt so nahe, das jetzt auf den Katholizismus zu beziehen, auf diese unselige Mischung von patriarchaler Herrschaft, Hexen-Triebunterdrückung und verkitschtem Mutter(gottes)bild. Wie die katholische Lebensverachtung das Rechtssystem prägt, zeigt sich übrigens schon an dem erbämlichen Fakt, dass Täter Fritzl wohl nur dann lebenslang hinter Gittern bleibt, wenn ihm der Mord am drei Tage alten Zwillingsbaby auch noch nachgewiesen werden kann. Das (möglichst ungeborene) Leben weit höher gehandelt als die Sklaverei der längst Lebenden - das ist der offizielle Katholizismus. Mit Glauben hat es so wenig zu tun wie Kotzen mit einem feinen Zusammenspiel der Geschmacksnerven.
Familie Fritzl, eifrige Kirchgänger, eine angesehene Familie am Ort. Statt der händeringenden Nachbarn stelle ich mir jetzt den Beichtvater vor, den es vielleicht gegeben hat, der vielleicht schon seit ein oder zwei Jahrzehnten von der Tat und ihrem Fortdauern wusste. Vielleicht war der anonyme Anrufer er, vielleicht hat er 23einhalb Jahre lang geschwiegen. Vielleicht waren es mehrere, die das Geheimnis weitergaben. Oder mit sich nahmen. Denn die Beichte ist heilig. Die es in Kauf nahmen, dass an ihrem Ort in einem Verließ ein paar Menschen vegetierten unterhalb der Schwelle des für die Gattung Akzeptablen. Vielleicht segneten sie den Täter, nachdem er gebeichtet, gebetet, gespendet hatte. Und hielten dicht. Man schreibt jetzt gern: ‚Wie konnte so etwas im Land Sigmund Freuds geschehen?‘ Meine Frage geht: Wie kann man einem religiösen MUMMENSCHANZ, nach all dem, was man (dank Freud und so vieler anderer) über die Menschen weiß, das Ermöglichen und Vertuschen solch übler Verbrechen zubilligen? Dieser Fall müsste ‚uns‘ dazu bringen, ein laizistischer Staat zu werden. Wie Frankreich, wie die Türkei. „Der Mensch ist zu allem fähig“ - ein nicht sehr verheißungsvoll klingender Satz. Weil er stimmt, heißt das für mich: Nicht die Erscheinungsformen des Bösen bestarren, sondern die Wurzeln ausgraben. Damit „zu allem“ irgendwann mal ‚zu allem Tollen‘ bedeuten kann...
quer - 2. Mai, 22:15
Gumperz - 4. Mai, 19:48
nur eine randbemerkung
zwei feinde? die aufgeklärte wie aufklärende psychoanalyse an der bzw. auf der anderen seite des obskurantistischen katholizismus? ich habe mich mit dem fall nicht näher beschäftigt, las heute aber, die mangelnde bereitschaft der österreicher sich mit ihrer nazi-vergangenheit auseinanderzusetzen, diese vielmehr zu beschweigen, habe die fritzl-tat über die jahre ermöglicht. ein nationales problem also - bezeichnenderweise war der journalist, der dies äußerte, engländer (von der mehr oder weniger chauvinistischen, zumindest verlässlich antigermanischen daily mail). das böse aber wohnt auch und selbst in england, der mörder west ist ein beleg. der katholizismus immerhin erklärt das böse nicht weg, vielmehr behauptet er, es existiere. für die aufklärung gibt es das böse doch nur als das "sogenannte" böse (ausnahme de sade, der allerdings bis heute mit gemischten gefühlen betrachtet wird).
"die wurzeln des bösen ausgraben": und dann?
"die wurzeln des bösen ausgraben": und dann?
quer - 4. Mai, 23:58
Als ich mir vorstellte, wie bei einer islamischen Familie hier, in der das Gleiche geschehen wäre, die Religion in die volle Verantwortung genommen worden wäre, fiel mir auf, dass dieses Verbrechen sehr passend in katholischer Umgebung möglich war (und eventuell sogar gedeckt wurde). Also sind doch dort die Wurzeln. Die Kirche soll sich, finde ich, auf den Glauben, das Verhältnis von Mensch zu Gott beschränken, sie soll eine private Ausübung sein, die keinen Einfluss auf das Zusammenleben hat. Sucht sie diesen Einfluss, dann hat sie das Böse nicht nur für möglich erklärt (wie Du sagst), sondern mit produziert. Wer weiß, ob nicht wir nicht freier 'vom Bösen' wären ohne diese Mitherstellung, die dem Täter das Beichtvater-Ohr leiht und das Opfer zum Täter zurücklockt. Der Täter wurde geschützt durch "Sitten", die vor allem die Kirche verantwortet. Jetzt werden sie bald sagen: Gott hat ihm vergeben. Wie die Psychiatrie sagen wird: Er ist krank, also schuldunfähig. Bloß keien Verantwortung.
sehr schön + das böse 2 ( + 3 ? )
und gleich der erste heftige einwand: du willst doch nicht ernsthaft von den unseriösen schwachmaten der ferndiagnose ( das böse 2 ) auf den ganzen berufsstand derer mit psycho schließen, oder? das wäre dann schon fast das böse 3
das eigentliche problem dieses unschönen voyeurismus statt information sind aber natürlich auch in diesem falle mal wieder die medien - und nicht etwa die konsumenten! die könnten, dessen bin und bleibe ich überzeugt, in durchaus signifikanter zahl auch ohne unseriösen dreck. das aber geht eben den medien schon lange nicht mehr ins hirn - offenbar ein klarer fall von von-sich-auf-andere-schließen
und ein bisschen viel verschwörungstheorie in alle verdächtigen richtungen kommt dann auch noch - aber jederzeit gern: freue mich auf viele anregende ( und natürlich zum piepen komische ) betrachtungen in nächster zeit! meinetwegen unregelmäßig - aber bitte nicht selten
;-) christian
bis dann im sanften frühling...