20.5.
Zwei Orte, wo Massen sich sammeln: Krakauer Markt und Lycakivs’ke- Friedhof. Zwischen beiden teilten wir den hellen Tag heute auf. Der Markt war nur locker besucht am Freitag, die Dörfler mit frischen Wochenendwaren erst für morgen erwartet. Fleischhauer schliffen die Messer so, dass ich mein neues Mikro scheinbar telefonierend mitten durch das wetzende Geräusch durchtragen konnte. Eine Samenverkäuferin hielt uns einen blendenden, unverstandenen Vortrag betreffend die Einsaat weißer Erdbeeren, wir nickten und bedankten uns. Es wurde heiß, Lücken zwischen den Menschen sorgten für noch mehr Sonne, griechisches Licht in den Höfen. Noch weniger Masse Anwohner dann auf dem Friedhof, stattdessen die Steine, Namen von Abkömmlingen mehrerer Völker, manche sich angleichend, wie sichs gehört, Hübnerow, Schulzerowa, Ethniker jeder Coleur sehen es grausend, uns freuts. Ich empfand nach 2 Stunden aber die Anwesenheit jener schweigenden Masse unter dem Boden als ein bisschen zerrend, schwergliedrig machend.
Also zurück in die Altstadt mit gewaltig rumpelnder, schwankender Straßenbahn, in schattigem Innenhof ein Studentencafe, Amerikano und griechischer Salat, begleitet von leisem Geplauder und folkiger Musik, an solchen Stellen ist die Stadt so westlich jung wie das Avignon, das ich aus dem Jahr 1969 in Erinnerung habe. Können Entwicklungen sich wiederholen?
Eh wir dann essen gehen, jetzt keine Antwort auf sowas, sondern Entspannung, die uns die Hunde am Markt schon vorgemacht haben.
Erholung setzt ein. Das Frühstück (mit neuer Kaffeemaschine) ist immer noch eine Pracht.
quer - 20. Mai, 18:34