23.5.
An einem klaren warmen Morgen am gedeckten Frühstückstisch sitzen, Sonne wärmt und Kaffee dampft, mit Freunden Pläne schmieden für den Tag und nichts zu erledigen zu haben außer eben diesen Tag - nur weniges ist schöner. Was ist dann alles möglich? Was alles möglich ist!
Hier geht das Frühjahr grad erst in die Büte, ein Gewitter überraschte uns in den Bergen, wir standen im Gras am vergessenen jüdischen Friedhof, sahen die Bauruine eines zur Sowietzeit geplanten großen Krankenhauses, das jetzt, wo es in der freien Ukraine überhaupt keine Krankenkasse gibt, schon aus Geldgründen der Patienten überdimensioniert wäre. Davon abgesehen, dass viele diese Gegend verlassen, womit sollen sie auch Geld verdienen und wovon leben, wenn der Job eines Informatikers umgerechnet 50 € monatlich einbringt?
Die Heiterkeit auf einer Alm, die wir besuchten und der schnapsbetäubte Jüngling auf der Straßenbank im Tal, dessen Handy andauernd eine schnurrige Melodien zirpte, und er wird nicht wach. Die Alte im Häuschen neben dem Friedhof, die sich neugierig der Fremden drüben vergewissert, im Zeitlupentempo zu uns hinstrebt, dann vor Schwerhörigkeit schreit, aber nicht mehr weg will, so begeistert von fremden Mernschen um sie rum. Mit 19 kam sie aus den Bergen in die kleine Stadt, jetzt ist sie 80. Und die Frage, so um Mittag, wie oft hier in der Ukraine ,die Intelligenz‘ vernichtet wurde in den letzten hundert Jahren, von wem, warum. Wozu?
Es ist anders, wenn man nicht allein ist. Es wird so viel gesehn, erlebt, geredet, der Drang, mich mitzuteilen, viel geringer. Plötzlich ist der Tag schon rum. Ich hoffe, morgen sind die Wolken wieder weg und Platz für Kaffee und die Sonne und den Tisch da unten, und uns dran.
Hier geht das Frühjahr grad erst in die Büte, ein Gewitter überraschte uns in den Bergen, wir standen im Gras am vergessenen jüdischen Friedhof, sahen die Bauruine eines zur Sowietzeit geplanten großen Krankenhauses, das jetzt, wo es in der freien Ukraine überhaupt keine Krankenkasse gibt, schon aus Geldgründen der Patienten überdimensioniert wäre. Davon abgesehen, dass viele diese Gegend verlassen, womit sollen sie auch Geld verdienen und wovon leben, wenn der Job eines Informatikers umgerechnet 50 € monatlich einbringt?
Die Heiterkeit auf einer Alm, die wir besuchten und der schnapsbetäubte Jüngling auf der Straßenbank im Tal, dessen Handy andauernd eine schnurrige Melodien zirpte, und er wird nicht wach. Die Alte im Häuschen neben dem Friedhof, die sich neugierig der Fremden drüben vergewissert, im Zeitlupentempo zu uns hinstrebt, dann vor Schwerhörigkeit schreit, aber nicht mehr weg will, so begeistert von fremden Mernschen um sie rum. Mit 19 kam sie aus den Bergen in die kleine Stadt, jetzt ist sie 80. Und die Frage, so um Mittag, wie oft hier in der Ukraine ,die Intelligenz‘ vernichtet wurde in den letzten hundert Jahren, von wem, warum. Wozu?
Es ist anders, wenn man nicht allein ist. Es wird so viel gesehn, erlebt, geredet, der Drang, mich mitzuteilen, viel geringer. Plötzlich ist der Tag schon rum. Ich hoffe, morgen sind die Wolken wieder weg und Platz für Kaffee und die Sonne und den Tisch da unten, und uns dran.
quer - 23. Mai, 20:59