Mittwoch, 3. März 2010

Warschau zwei

Die Musiker packen schon ein, als ich komme, es war ein kurzer Jazzabend, der Club gut gefüllt mit Geschäftsmännern. Während zum Frühstück hier auffallend viele Frauen saßen, Polinnen, wie zu hören war, bei polnischen Geschäftsreisenden hat das Hotel einen guten Ruf. Mir gefällt es ja auch, mit den kleinen Zimmern mit Minibalkon auf den großen Kreisverkehr raus, Bahnhof und Kulturpalast im Rücken, mittendrin, aber ohne das künstlich Alte.
Zu mehr als hier runter auf ein Bier konnte ich mich nicht mehr aufraffen, quasi in Hausschuhen, so muss es sein, gegenüber die Disko legt erst jetzt langsam los, da würde ich mich auch so reintrauen, aber in 1 Stunde werde ich schon schlafen.
Bin zum Essen über den Fluss gefahren nach Praga, nachdem ich gelesen hatte, dort wäre es vor zehn Jahren für Touristen unbekömmlich gewesen, jetzt enwickle der Bezirk sich stylish und artsy. Es gab in der einen Straße, die ich auf und ab ging, zehn Lokale und zwei Konditoreien, manche wie von Hausfrauen nebenbei, andere hauptberuflich gestaltet, sogar eine Villa mit Fackeln draußen, wie die in Padua, wo wir letzten Sommer so gut und teuer gegessen haben, in den Garten hätte ich mich gesetzt, rein hab ich mich nicht getraut.
Es gibt hier viele Elegante, Frauen besonders, schmale mit kniehohen Stiefeln, die extrem hochhackig sind und das Laufen auf Holperpflaster zu einer Art gymnastischem Robben machen, Männer in Leder mit stark verspiegelten Brillen. Aber auch die stille Eleganz gibt es, die wahre, die nichts mehr beweisen muss. Und gute, sehr teure Autos, aber wenig Luxusjeeps, keine Stretchlimousine habe ich gesehn. Alte Damen in hochwertigen Fellen mit ausgeklügelten Kappen und Mützen drauf. Natürlich auch viele, die unauffällig daherkommen in einem Anorak wie ich. Ich passe hier her (mehr als nach Padua). Dass sich in Polen (wie in Bayern übrigens) Dicke öffentlich nicht verstecken müssen, rechne ich dem Land hoch an. Es hat wohl doch nichts mit Katholizismus zu tun, denn die schmalen südländischen Machos glauben doch auch an den Papst und Maria.
Nachmittags im Café kam es mir so vor, als wäre das eine angenehme Stadt zum Studieren. Keiner spielte sich irgendwie auf, vom arbeitsamen Seminartischgrüppchen über das verliebte Paar über giggelnde Freunde bis zur versunken Schreibenden, manchmal auch Telefonierenden - alle angenehm, das mag Zufall sein, könnte für eine Spanne Zeit vielleicht überall gelten, aber genau für diese Spanne Zeit bin ich unterwegs und für den Zufall, also gilt das, Punkt. In Warschau studiert es sich angenehm, jede Wette. Morgen kommen die Verkehrsmittel dran, ich hab eine Rundumkarte.
Tür geht auf, eine Schwemme von späten Besuchern, ob's hier Rotwein gibt?

kwerblock

maurenbrechers betrachtungen

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

aus Lublin
Lieber Manfred, wir haben ja nun schon lange nichts...
Herbert Ulrich - 23. Feb, 11:36
Wilmersdorf
Wie das schon klingt! Keine Blumen in den Parks, trostlos,...
kapuziner - 4. Jun, 18:32
Roman haben wir leider...
Roman haben wir leider genau so wenig besucht wie die...
quer - 4. Jun, 14:01
31.5.-3.6.
Die erste Autofahrt mit dem eigenen Führerschein, die...
quer - 4. Jun, 13:45
Na, wieder zu Hause?...
Na, wieder zu Hause? Wie war denn der Gesamteindruck?...
Herbert Ulrich - 3. Jun, 14:51
29.5.
Ich hätte gezaudert, Kristjane wollte es gern, also...
quer - 1. Jun, 11:33
27./28.5. Czernowitz...
27./28.5. Czernowitz - wie letztes Jahr fuhr der Busfahrer...
quer - 28. Mai, 22:45
24.-26.5.
Zwei Ausflüge in die Bergwelt, sie hängen zusammen...
quer - 26. Mai, 22:20
23.5.
An einem klaren warmen Morgen am gedeckten Frühstückstisch...
quer - 23. Mai, 20:59
das find ich aber auch,...
das find ich aber auch, lieber Herbert... Brom nächsten...
quer - 23. Mai, 19:36

 

eXTReMe Tracker

Alle Links in Popups öffnen

alle Links auf der aktuellen Seite in einem neuen Fenster öffnen 

Suche

 

Status

Online seit 6196 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 30. Mai, 11:34

Credits


Reisen
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren